Das Böse und das daraus resultierende Leid – gerne würden wir es gelöst wissen. Heute wird das Böse gerne klein geredet. Dann ist es die Ungerechtigkeit, die fehlende Aufklärung, die Menschen falsches tun lässt. Oder aber das Böse wird dämonisiert und dann anderen zugeschoben – die „Achse des Bösen“ oder – ganz neu – der „tiefe Staat“ ist Schuld am Bösen und wir stehen natürlich auf der Seite der Guten. – Wenn der Heidelberger Katechismus in Frage fünf sehr zugespitzt formuliert, dass ich „von Natur aus geneigt (bin), Gott und meinen Nächsten zu hassen“, dann hört sich dies hart und ungerecht an. Man kann den Menschen doch nicht auf das Hassen reduzieren! Dennoch hat diese Denkweise seine Berechtigung. Denn weder verschwindet durch viel gutem Willen das Böse und das Leid aus der Welt noch ist das Böse ausschließlich bei anderen zu finden. Die Predigt verrät, warum wir uns mutig dem Balken im eigenen Augen stellen können.